Probleme durch Erweiterung lösen – vom Dilemma zum Tetralemma

Autor: Michael Häfelinger
Veröffentlicht am: 23. April 2013
Kategorie: Entscheiden, Führung, Mediation / Konfliktlösung, Selbst- und Zeitmanagement

Als Dilemma wird eine Situation bezeichnet, die zwei Möglichkeiten der Entscheidung bietet, die beide zu einem unerwünschten Resultat führen. Sowohl die eine als auch die andere Lösung zwicken. Wer in einer solchen „Zwickmühle“ steckt, sollte zunächst zu prüfen, ob in der Entscheidungssituation alle möglichen Optionen ausgelotet sind. Eine Hilfestellung dabei bietet die Erweiterung auf ein Tetralemma – eine Entscheidung über vier mögliche Ergebnisse.

Das Di-lemma

Ein Dilemma ist dadurch charakterisiert, dass exakt zwei Lösungen existieren – der Entscheider kann sich entweder für Lösung A oder für Lösung B entscheiden. Die Entscheidung für das eine betrifft aber auch das andere: Die Entscheidung für A bedeutet automatisch eine Entscheidung gegen B, die Entscheidung für B umgekehrt ein Votum gegen B. Insofern ist die Entscheidungssituation korrekt beschrieben mit

  • A und nicht B

oder

  • B und nicht A.

Das Tetra-lemma

Eine mögliche Lösung des Problems liegt nun oftmals nicht in der Frage nach A oder B, sondern in der Frage nach dem „und nicht“. Weitere Mögliche logische Verknüpfungen sind „und“ oder „nicht und nicht“. Dadurch wird das Dilemma auf ein Tetralemma erweitert. Der mögliche Lösungsraum besteht dann aus:

  • A und nicht B
  • B und nicht A
  • A und B
  • nicht A und nicht B

Die entscheidende Prüfung ist, ob sich hinter den beiden neu hinzugefügten Ideen nicht noch Alternativen verbergen, die bessere Ergebnisse zeitigen können.

Ein Beispiel: Ein Unternehmen steht vor der Frage, ob es auf einem Grundstück ein Lager oder ein Bürohaus errichten soll. Beide Lösungen bedeuten, dass zwar ein Bereich versorgt, der andere aber eng bleibt. Nun sind die Baukosten ja nicht unerheblich, unterscheiden sich aber deutlich und die Entscheidungen sind zudem von langfristiger Bedeutung.

Neben den Varianten

  • Lager und kein Verwaltungsgebäude (mit der Folge unzufriedene Mitarbeiter)
  • Verwaltungsgebäude und kein Lager (mit der Folge klemmende Prozesse)

könnte die Erweiterung helfen:

  • sowohl als auch: können wir nicht ein Verwaltungsgebäude baen, von dem wir einen Teil als Lager nutzen. Oder können wir es erst als Lager nutzen, um später als Verwaltung einzuziehen
  • weder noch: sollten wir nicht dieses Grundstück abgeben und an einem anderen Standort beides denken? Oder gar nicht bauen, sondern mieten?

Wie das Beispiel deutlich macht, ist auch hier keine Situation per se überlegen, aber die gute Chance auf ein besseres Ergebnis ist auf jeden Fall gegeben. Wenn Sie andere Fälle aus Ihrer Praxis haben – immer her damit!

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