Der Begriff „Füllwörter“ ist fraglos eine geradezu verunglimpfende Bezeichnung. Legt er doch nahe, dass etliche Wörter quasi nur unnützes Füllwerk zwischen den eigentlich wesentlichen Inhalten sind. Doch lebt Sprache nicht meist genau davon, dass sie sich auch gelegentlich den Luxus erlaubt, die Darstellung der Inhalte durch manche vielleicht wenig zielführende Worte auszuschmücken?
Die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte. Kein Wort existierte, wenn es nicht einem sprachlichen Zweck diente. Dennoch sind viele Texte mit Wörtern überhäuft, auf die verzichtet werden kann, ohne dass der Inhalt verändert wird und ohne die das Geschriebene leichter verständlich wird. Diese unnötigen Aufblähungen des Textes gilt es zu vermeiden!
„Giftlisten„, wie sie im Netz angeboten werden, sind dabei aber aus zwei Gründen wenig hilfreich. Zum einen sind die dort gelisteten Wörter wie zum Beispiel abermals, eben oder folgendermaßen nicht per se verzichtbar. An der richtigen Stelle eingesetzt, haben sie eben doch eine Existenzberechtigung. Es kommt also – noch so ein Füllwort – darauf an, die Bedeutung des Wortes in seinem Zusammenhang zu berücksichtigen. Der zweite Aspekt ist die Frage der Häufigkeit ihre Verwendung. Um es mit Paracelsus zu sagen: Allein die Dosis macht das Gift! Sparsam verwendet sind sie Medizin für einen guten Text.
Die Wörter oder Ausdrücke, die Gefahr laufen, „überdosiert“ zu werden, sind in erster Linie Konjunktionen oder Adverbien. Zur erstgenannten Kategorien gehören ursächliche Verbindungen (also, deshalb, in diesem Zusammenhang) ebenso wie Einleitungen eines Widerspruchs (aber, dennoch, im Gegensatz dazu). In die zweiten Kategorie gehören Wörter wie fast, meist, häufig, ganz, in der Regel oder letztlich zu den „üblichen Verdächtigen“.
Grundsätzlich muss man sich also fragen: Gehört das Wort dahin? Was sagt es dort aus? Ein einfacher Versuch ist, die verdächtigten Wörter zu streichen und den Satzinhalt erneut zu prüfen. Habe ich den Text mit dieser Schönheitsoperation nun verschlankt oder entstellt? Im Allgemeinen werden Sie die Erfahrung machen, dass der Text durch die Streichungen gewinnt – aber eben nicht immer. Vergleichen Sie doch mal den ersten Absatz des Textes mit dem folgenden und entscheiden Sie selbst.
Der Begriff „Füllwörter“ ist eine verunglimpfende Bezeichnung. Er legt nahe, dass etliche Worte unnütz sind. Doch lebt Sprache nicht davon, dass sie die Darstellung der Inhalte ausschmückt?
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