„Charakter zeigt sich in der Krise“ hat Helmut Schmidt gesagt. Das gilt im Guten wie im Schlechten. Leider gibt es da aus der Start-Up-Szene leider oft auch sehr schlechte Beispiele. Das Neueste: Der hippe Roller-Anbieter Bird entlässt 400 Mitarbeiter per automatisiertem Video-Call. Damit belastet sich das das Unternehmen unnötig selbst.
e-Scooter sind hip. Eigentlich waren sie ja als ernt zu nehmendes Verkehrsmittel für die letzte Meile in mit ÖPNV schlecht versorgten Gebieten gedacht. Aber wer durch die Städte der Welt zieht wird eines besseren belehrt: Natürlich stehen die Roller in den Zentren, sie werden von alles anderen als Fußlahmen gern alles andere als verkehrsgerecht genutzt.
Aber das ist nur eine unangenehme Seite des nicht eingehaltenen Markenversprechens. Das „Wir sind cool“-Image, das die Start-Up-Szene gern für sich in Anspruch nimmt, wird im Umgang mit den Mitarbeitenden gerne mal sehr uncool ad aburdum geführt. Wie verschiedene Medien melden (z.B. Business Insider) entlässt der Scooter-Verleiher Bird 400 Mitarbeiter und damit 30 Prozent seiner Belegschaft – und das ganz emotionslos per Video-Call. Offenbar hatte der Chef des amerikanischen Unternehmens Travis VanderZanden noch nicht einmal da den „A…. in der Hose“ (pardon my french), sich selbst zu zeigen, sondern er ließ im Call eine Kündigung als Ton-Message verlauten – und noch nicht einmal die hatte er selbst gesprochen. Nach einigem Gegenwind erklärte er über Twitter, dass das wohl nicht die beste Lösung gewesen sei und ein persönliches Gespräch mit jedem Mitarbeiter der bessere Weg gewesen wäre. Glaubhaft geht anders.
Für mich ist diese Feigheit ein Zeichen äußerster Führungsschwäche. Wer glaubt, mit Mitarbeitenden derart umgehen zu können, weil er sich nicht den Aufwand machen will oder den Konflikt scheut, verkennt, dass die Mitarbeitenden die eigentliche Leistung erbringen. Im verbliebenen Team wird jedenfalls einen massiver Verlust an Loyalität zu verzeichnen sein, was sich massiv aufs Arbeitergebnis niederschlagen wird – und die Guten gehen sowieso.
Ein wertschätzendes Entlassmanagement ist deshalb für die Gehenden und die Verbleibenden gleichermaßen wichtig – aber das würde Weitblick erfordern…
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